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  • Nina Elba

Sprachgebrauch im Wandel: 20er Jahre und heute

“Bonjour“, mit einem höflichen Lächeln grüßte ich den Gast, der durch die Hotellobby lief.


Ich stand stolz in meinem glattgebügelten Businesskostüm hinter der Rezeption.


Und hätte vor Freude platzen können, dass ich diesen Praktikumsplatz an der Côte d’Azur erhalten hatte.


Als der Gast außer Sichtweite war, veränderte sich die Mimik meines Kollegen schlagartig:


"Bonjour, MADAME. Pas seulement BONJOUR!"


Seine schockierte Reaktion darauf, dass ich nicht die richtige Anrede gewählt hatte, sehe ich noch heute vor Augen.

Das soll bei meinen Romancharakteren nicht passieren. Deshalb habe ich den Sprachgebrauch der 20er Jahre unter die Lupe genommen und ihn in Bezug zu unserer Zeit gesetzt.




Das Gleiche mit Beigeschmack


Die Anrede Guten Tag, gnädige Frau galt bis in die Mitte der 20er noch als äußerst zuvorkommend. Heutzutage fühlt man sich als Frau von seinem Gegenüber nicht ernst genommen, wenn man diese Worte hört.

Und daran stört nicht das Guten Tag, was inzwischen immer häufiger durch ein kurzes Hallo ersetzt wird. Als Gnädige Frau wurde in den Zwanzigern eine verheiratete Frau angesprochen.


Einen ebenso starken Wandel machte das Wort Fräulein durch. Obwohl es in den 20ern noch ein besonders ehrenwerter Titel war. Der Beruf Fräulein vom Amt stand dafür, dass Frauen ihr eigenes Geld verdienen durften. Und war eine der wenigen Berufsbezeichnungen, die überhaupt eine weibliche Form aufwiesen.


Warum die Telefonistinnen, die unter hohem Zeitdruck Gespräche vermittelten, nicht Frauen vom Amt genannt wurden, erscheint logisch, denn die meisten Arbeitgeber in diesem Bereich untersagten eine Ehe. Diese Tätigkeit konnten somit ausschließlich unverheiratete Frauen ausüben.


Bei meiner Recherche bin ich auch auf den Beruf Spanner gestoßen. Natürlich war damals etwas anderes damit gemeint als heute. Es ging nicht um Voyeurismus, sondern darum, Schmiere zu stehen. Und die Auftraggeber zu warnen, falls die Polizei sich näherte.


Verschwunden oder ersetzt?


Einige 20er Jahre-Wörter sind mittlerweile weitestgehend aus unserem Sprachgebrauch verschwunden. Das hat den einfachen Grund, dass sie Dinge beschreiben, die heutzutage keine Rolle mehr spielen.

Ein Beispiel ist der Telegrammbote, der durch den Postboten ersetzt wurde. Auch telegrafiert man nicht mehr, sondern mailt sich. Anglizismen, wie surfen und twittern haben wir vollständig in unsere moderne Sprache integriert und sind nicht mehr wegzudenken.


Früher wie heute


Bestimmte Wörter aus den 20ern haben sich bis in unsere heutige Zeit durchgesetzt. Sie begegnen uns immer noch und wir verstehen sie. Ihr Auftreten wird oftmals durch regionale Kriterien beeinflusst. Jeder von uns wird sicherlich Wörter von zum Beispiel Großeltern kennen, die sich furchtbar veraltet anhören. Man aber selbst ihre Existenz innerhalb der Familie durch ihren Gebrauch aufrecht erhält.


Zum Beispiel sortieren wir regelmäßig unseren Ramsch aus, macht uns die Sommerhitze ganz meschugge oder haben Bammel vor einer Prüfung. Was für ein Schlamassel!


Die Berliner*innen unter euch kennen bestimmt das Café Achteck. Wer jetzt auf Kaffee und Kuchen hofft, den muss ich enttäuschen. Bei den achteckigen Gebäuden in Berlin handelt es sich um öffentliche Toiletten, die es immer noch in der Stadt gibt.


Fazit:

Dieser Überblick zeigt bereits, dass die Sprache der 20er Jahre sich auf spannende Art und Weise in meinen Zeitreise-Krimi integrieren lässt. Wörter verändern im Lauf der Zeit ihre Bedeutung, werden in unterschiedlichen Situationen eingesetzt, sterben aus oder werden abgelöst. Manche bleiben aber auch erhalten. Schreibt mir gerne als Kommentar unter diesem Beitrag, welche Wörter aus den 20ern ihr noch gerne verwendet.

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